Was sind die Besonderheiten chinesischer Investoren bei der Integration von übernommenen Unternehmen? Worin unterscheiden sie sich von Käufern aus Europa und den Vereinigten Staaten? Diesen und anderen Fragen ging der Bundesverband M&A in seiner ersten Jahreskonferenz M&A Integration nach. Rund 50 M&A-Experten aus Unternehmen und Beratungen fanden sich hierzu am 9. Mai in den Räumen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG am Frankfurter Flughafen ein.
Chinesische Investoren agieren nachhaltig. Dies stellten die Gastgeber der Integrationskonferenz Professor Kai Lucks, Vorsitzender des Bundesverband M&A, und Maximilian Gröning, Head of KPMG Legal Advisory, übereinstimmend fest. Und sie sind nicht nur Schönwetterinvestoren. „Chinesen tragen auch die schlechten Zeiten mit“, stellte Lucks fest. „Ich bin fasziniert von der strategischen Vorgehensweise der Chinesen und ihrer Regierung“, ergänzte Philipp Ostermeier, der bei KPMG die Strategy Group leitet.
Eines der bekanntesten Erfolgsbeispiele für einen chinesischen M&A-Deal in Deutschland ist die Übernahme von Putzmeister durch Sany im Jahr 2012. Dass auch hier die Integrationsphase ihre ganz eigenen Herausforderungen hervorbrachte, zeigte der Praxisbericht von Dr. Renate Neumann-Schäfer, die von 2009 bis 2017 als CFO für die Finanzen bei dem Weltmarktführer für Betonpumpen verantwortlich war.
Der Kontrast zwischen den nachhaltig orientierten chinesischen Käufern und so manchem amerikanischem Investor könnte größer nicht sein. So schilderte der Berater Dr. Christian Artmann, wie der US-Serienintegrator Danaher seine Akquisitionen rein an Effizienzkriterien ausrichtet.
Wie aufwändig eine vollständige Integration sein kann, zeigte im abschließenden europäischen Teil der Veranstaltung das Beispiel Siemens Mentor Graphics. Dr. Hans Georg Arnswald, Head of Strategy bei der Siemens Digital Factory, schilderte, wie auch hier zwei Kulturen aufeinander prallten: die deutsch geprägte „Hardware”- und Ingenieurskultur bei Siemens und die US-amerikanische „Software”- und Start-up-Kultur bei Mentor Graphics. Innerhalb von zwei Jahren gelang es Siemens Digital Factory, die Integration abzuschließen. Eine große Aufgabe. Denn es musste das Geschäft der neuen Tochter vollständig umgebaut, die Mitarbeiter möglichst gehalten und zahlreiche Synergien geschaffen werden. Laut Arnswald lag der Schlüssel zum Integrationserfolg neben der mehr als zehnjährigen Erfahrung mit Übernahmen vor allem in der M&A- Methodologie, die Siemens intern entwickelt hat und bei allen Akquisitionen zur Anwendung bringt.
Autor: Stefan Gätzner